Es ist der typische Trabbi-Duft:
Zweitakter-Gemisch hüllt die Besucher auf dem Eutiner
Marktplatz ein, als zwanzig Goggomobile und andere
Oldtimer in Richtung Malente starten. Mit lautem
Knattern rollen sie über das Kopfsteinpflaster, allen
voran Karin und Addi Möller in ihrer dunkelgrünen
Glas-Limousine. Es ist das fünfte "Anglasen",
das die Melsdorferin für den Stammtisch der
"Nordlichter" organisiert hat.
"Unsere Lebensgeschichte ist
Glas", sagt die 53-Jährige. Der erste Wagen des
Ehepaares im Sommer 1974 war ein grüner Glas GT.
"So einer, wie wir ihn jetzt in Rot in der Garage
stehen haben." Den haben sie sich 1996 gekauft. Der
Glas GT gehört genau wie die Limousine und das Goggo zu
den Fahrzeugen, die von der Firma Glas in Dingolfing
gebaut wurden. Sie fahrbereit zu halten, dazu gehört
meist viel Bastelarbeit und großer Enthusiasmus. So wie
bei Karin und Addi Möller, die etliche Exemplare in
einem Schuppen stehen haben. Wer viel bastelt, möchte
sein gutes Stück auch präsentieren. Darum tüftelte
Karin Möller in diesem Jahr zum fünften Mal die Frühlingsausfahrt
aus.
Motor im Heck bringt das
Gefährt auf 80 km/h
Dieses Mal führt die Tour von Eutin über
Malente zur Bräutigamseiche. Dabei geht's nur langsam
voran. Denn mehr als 80 Stundenkilometer fahren die
Goggos nicht. So lassen sich das zarte Grün der Bäume
und die gelben Blüten am Wegesrand genießen. Was von
außen winzig aussieht, bietet innen viel Beinfreiheit -
selbst für große Menschen. Für mehr als die Beine ist
im Fond dann aber auch kein Platz. Das bedeutet, dass
der Motor im Heck untergebracht ist.
In den 50-er Jahren waren die Goggomobile
quasi die Trabbis des Westens: Kleine Autos, bezahlbar
für den kleinen Mann. Kein Wunder, dass die knuffigen
Kleinen immer wieder Erinnerungen wecken. So wie bei
Hartmut Daene aus Ratekau. "Wir hatten auch so
einen Roten", schwärmt er beim Anblick von Erhard
Jankowskis Goggo auf dem Eutiner Marktplatz. Zweieinhalb
Jahre lang restaurierte der Rendsburger Jankowski das
Fahrzeug. Besucher Daene will alles ganz genau wissen.
Und erinnert sich: "Wir sind 1958 damit in Urlaub
gefahren. Ich war 14. Das Zelt lag auf dem
Rücksitz." Er und seine Schwester saßen aber auch
noch hinten. "Manchmal wusste ich nicht, wohin mit
den Beinen", gesteht der Mann aus Ratekau.
Wenn das Auto mit dem
Auto kommt...
So sehr sie Goggos liebt - aber Karin
Möller hat auch gerne mehr Platz. Darum entschieden sie
und ihr Mann sich 2005 für die dunkelgrüne
Glas-Limousine, die sie auch im Alltag nutzen.
"Damit sind wir schon durch ganz Deutschland
gefahren", erklären sie. Manch anderer
Oldtimer-Besitzer zieht sein Auto dagegen auf dem
Trailer zu seinem Bestimmungsort. Heinrich-Adolf Schober
ist beispielsweise mit dem Transporter von Sylt
angereist. "Im Goggo würde ich für die Rückfahrt
viel zu lange benötigen", lacht der Mann aus
Morsum.
Damit sich die Oldtimer-Kolonne nicht
verliert, wird nach dem Rosenheimer-System abgebogen.
Karin Möller erklärt allen noch mal, wie's
funktioniert: "Wir sind das erste Fahrzeug. An der
Kreuzung bleibt der Wagen nach uns stehen, damit alle
wissen, wo's lang geht. Dann reiht er sich vor dem
letzten Fahrzeug wieder ein." Und so weiter, bis
alle am Ziel sind.
Die 53-jährige Melsdorferin stand in
diesem Jahr an einem Scheideweg: Die Vorbereitung der
Fahrt fordert viel Arbeit. Manchmal zu viel. Darum war
es die letzte Tour, die sie organisiert hat. Aber
Glas-Mobile - die wird sie natürlich weiter fahren.
(sab, shz)
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